Klaus Hinrich Stahmer

Aschenglut für Rahmentrommel und Klavier (2013)

Besetzung: Trommel, Klavier
Trommel, Klavier
Spielpartituren (2)
Mitgelieferte Stimme(n): Trommel, Klavier
Geheftet
Format: 21 x 29,7 cm
Seiten: 40
Gewicht: 160 g
Verlag Neue Musik / NM1702
ISMN: 9790203222330
ISBN: 9783733312800

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Zur Komposition von “Aschenglut” wurde ich durch die Lyrik des libanesischen Dichters Fuad Rifka (1930-2011) angeregt. Nie zuvor hatte ich einen Araber so ausdrucksvoll deklamieren gehört wie diesen poetischen Philosophen, der bei einer Dichterlesung ausgewählte Texte aus seinem Gedichtsband “Die Reihe der Tage ein einziger Tag” vortrug. Verzaubert vom Klang ließ ich mich auch auf die Bilder- und Gedankenwelt seiner tagebuchartigen Notate ein. So wie dieser Alte mit seinem Land, mit den waldreichen Hügeln und blühenden Gärten, den trockenen Wüsten und zerstörten Dörfern lebte, wie verlassen er sich fühlte, weil alle Freunde in den Jahren des Bürgerkriegs das Land verlassen und ihn als einsamen Kämpfer zurückgelassen hatten – all das regte mich an, und in Zusammenarbeit mit dem Dichter entstanden die CD “Gesänge eines Holzsammlers” (artist cd ARTS 81092) sowie der Klavierzyklus “Ghina’û Hattab”, das Qanun-Solo “Zikkrayat” und schließlich das Duett “Aschenglut”.
Letzteres ist ein viersätziger Zyklus für orientalische Rahmentrommel und Klavier, wobei der Klaviersatz nicht selten wie ein nahöstliches Quanun klingt. Trauermarschähnlich im Duktus, folgt der erste Satz den Worten des Dichters “Gealtert ist er jetzt / und niemand bei ihm” – Worte eines alten Mannes, der Bilanz zieht und isch als Holzsammler sieht; der das Gefühl hat, dass er selber auch zu Holz wird, das er dann aufliest und in seinem Köhlermeiler in Kohle verwandelt um dann schließlich im Rauch des Feuers, das er entzündet, aufzusteigen.
Im 2. Satz werden die Bezüge zu den Gedichten Fuad Rifkas noch deutlicher, indem die Rahmentrommel in Anlehnung an das gesprochene Wort folgende Texte “rezitiert”: “Sprachlos irrt der Dichter durch die Wüsten”, heißt es im ersten Text. Die Dämmerung bricht an, un der vereinsamte Alte träumt von seiner Hütte. “Ihr Holzsammler”, ruft er im zweiten Text, “Adler der Erleuchtung und der Stille, hier ist der letzte von euch, seine Asche in der Luft”. Im dritten Text spricht er von seinem Ende und sieht sich selbst als Teil des Feuers, das er entfacht hat: “Rauch verhüllt die Sonne, Asche wirbelt auf, ein Requiem steigt empor.”. An diesen Stellen sollte der Spieler versuchen, dem Sprachduktus des Dichters möglichst nahezukommen. Dazu kann er den arabischen Text während seines Spiels auch leise vor sich hin murmeln oder flüstern. […]
Diese Todesvision unterbricht der 3. Satz mit hellen Klavierklängen und leitet so zu einem 4. Satz über, der im Sinne eines Finales die Wandlung vom Körperhaften zum spirituell Essentiellen nachzuzeichnen versucht.
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Klaus Hinrich Stahmer