Wieder und wieder frage ich mich, warum und wie ich komponieren soll.

Mitte Juli 2011 war ich in Japan. Ich besuchte nicht nur meine Freunde, sondern auch Fukushima und das Tsunami-Gebiet. Die Bilder, die ich dort gesehen hatte, bleiben in meinem Kopf haften. Nach Berlin zurückgekehrt, hatte ich jedoch kaum einen Menschen, um darüber zu reden. Unbeschreibliches lastete auf meinem Herzen. Der Eindruck war so stark, dass ich oft seufzen musste. Schließlich begann ich, an meiner ersten Cello-Sonate zu arbeiten.

Sie sollte drei Sätze haben, eine klassische Sonate also. Etwa zwanzig Minuten lang.

Musik ist keine triviale Illustration einer Seelenlandschaft. Die Sonate spiegelt weder die realen Katastrophen wieder noch taugt sie als Trostspender. Dennoch war diese Komposition für mich zur Verarbeitung des Geschehens von großer Bedeutung. Sie kann als Ausdruck meines Bedürfnisses nach Kommunikation des Unkommunizierbaren gehört werden. Die Niederschrift half mir, einen Ausweg aus einer Sackgasse, einer Situation der Sprachlosigkeit zu finden. Daher die besondere, für dieses Stück entwickelte Zeichensprache.

Mit meiner Musik möchte ich unter den Menschen sein. Die Cello-Sonate spricht, und sie hofft, Gehör zu finden. Der erste Satz ist fertig …

Berlin, September 2011
Mayako Kubo