Claus Kühnl

Die Einsamkeit des Franz Liszt für großes Orchester (1985/88)

Auslotung dreier später Klavierstücke Liszts
Besetzung: Orchester
Flöten (3) (Piccoloflöte), Oboen (2), Englischhorn, Klarinette in A (2), Bass-Klarinette, Fagotte (3), Hörner (4), Trompete in C (2) (Trompete in B), Posaunen (3), Pauke, Schlagzeuge (2), Celesta (Klavier), Harfe, Streicher
Partitur
Dauer (h:m:s): 00:15:00
Spiralbindung
Format: 25 x 35,3 cm
Seiten: 38
Gewicht: 237 g
Edition Gravis / EG243P
ISMN: 9790205710927

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Die letzten zehn Lebensjahre Liszts waren von großer innerer Einsamkeit geprägt, wovon eine Fülle kleiner Klavierstücke Zeugnis ablegt, die wenig gemeinsam haben mit den Bravourstücken aus den Tagen seiner Glanzzeit als komponierender Klaviervirtuose.
Seine späten Klavierstücke muten wie ein Tasten und Suchen in einer für seine Zeitgenossen noch unbekannten Welt an. Über weite Strecken wirken die Stücke fragmentarisch, gelegentlich unvollkommen, andere – verborgene – Strukturen sind bis weit ins 20. Jahrhundert hinein zukunftsweisend.
Nach meiner Entdeckung der Klavierstücke empfand ich diese wie “verschüttete Zeichen”, die auf Unausgesprochenes verweisen, wie eine “Röntgenaufnahme”, Musik zum “Lesen”.
Meine Arbeit: eine Bloßlegung der verborgenen Strukturen, eine Deutung, das “Inter-Lineals” auch aussprechen.
In der “Trauergondel” habe ich zusätzlich einen dramatischen Effekt angewendet: die dreimal anhebende Unisono-Einleitung habe ich als Fanfarenrufe interpretiert, welche von Hörnern und Glocken “in der Ferne” gespielt werden und bei jedem Ruf näherkommen. Anschließend wird der originale Klaviersatz Liszts in den Orchesterklang “eingeblendet”: der Versuch einer bildhaften Beschwörung des Genius. Nach drei verzweifelten Kraftakten, welche auf kein Ziel mehr zuzulaufen scheinen, reißt das Klavier endgültig ab, die Fanfaren des Anfangs und eine mehr und mehr verstummende Coda beenden das Stück.
Claus Kühnl