Ihr Warenkorb ist gerade leer!
Voces Abandonadasnach Antonio Porchias Sentenzen
Besetzung: Klavier
Klavier
Spielpartitur
Geheftet
Format: 23 x 31 cm
Seiten: 36
Gewicht: 161 g
Verlag Neue Musik GmbH / NM4281
ISMN: 9790203270492
ISBN: 9783733336080
inkl. MwSt.
zzgl. Versandkosten
Klavier
Spielpartitur
Geheftet
Format: 23 x 31 cm
Seiten: 36
Gewicht: 161 g
Verlag Neue Musik GmbH / NM4281
ISMN: 9790203270492
ISBN: 9783733336080
inkl. MwSt. zzgl. Versandkosten
18,80 €
Lieferzeit: 14 Tage
Beschreibung
„Die Komposition besteht aus einer Abfolge von zahlreichen individuell gestalteten musikalischen Situationen, mit denen Zimmermann die Sprache der 514 Sentenzen aus Antonio Porchas Buch „Voces Abandonadas“ in Musik zu übersetzen versucht. Oft nur eintaktige Gebilde von unterschiedlicher klanglicher Beschaffenheit sind zu einer Großform verknüpft; musikalische Verbindungen zwischen einzelnen Abschnitten ergeben sich durch Verwendung ähnlicher kompositorischer Mittel bei sich wiederholenden Wortfeldern. Die herkömmliche Notation ist durch zusätzliche Symbole für besondere Spieltechniken und Vortragsweisen angereichert. Der Abdruck der zugrundeliegenden Sentenzen über dem Notentext ermöglicht es, Einblicke in Zimmermanns Umgang mit dem literarischen Bezugspunkt zu gewinnen und seine Wahl spezifischer pianistischer Ausdrucksmittel besser nachvollziehen zu können.
[auch als Aufführungspartitur ohne zugrundeliegende Texte (NM 4281)]“
Stefan Drees, neue musikzeitung, März 2025 (Abdruck mit freundlicher Genehmigung.)
Walter Zimmerman
„Voces Abandonadas (Antonio Porchia) para Piano primera serie (2005) segunda serie (2006)“
Das 40 minütige Klavierstück ist der Versuch, die 514 Sentenzen des gleichnamigen Buches von Antonio Porchia in Klangembleme zu übersetzen, die meistens nur einen Takt, oft nur einen Bruchteil eines Taktes oder nur eine Fermate lang dauern und bruchlos ineinander übergehen. Im Kompositionsprozess wurden die Sentenzen in der gleichen Reihenfolge wie sie in der Vorlage stehen reflektiert. Dabei entstand die Form der Komposition als Sekundärprozess, erzeugt durch die semantischen Bezüge der Sentenzen untereinander. Ein Prozess, der sich dadurch einstellte, dass für die synonymen und metonymen Verkettungen musikalische Verknüpfungen entstanden. Immer wieder auftretende formstiftende Wortfelder sind: „Alles“, „Nichts“, „Zeit“, „Warten“, „Liebe“, „Augen“, „Augenblick“,„Übel“, „Schmerz“, „Gutes“,„Minute“, „Jahre“, „Ewigkeit“, „Sterne“, „klein“, „groß“, „weniger“, „mehr“, „entfernen“, „kreisen“,„eins“, „meins“, „morgen“, „heute“, „halten“, „stürzen“, „Traum“, „Leben“ „Ketten“„Blumen“.
Der Kompositionsprozess dauerte ein Jahr und ging tagebuchartig voran, ohne konstruktive Vorgaben, direkt auf die jeweiligen Sentenzen reagierend. Die aufeinander folgenden Sentenzen waren oft gegensätzlicher Natur, sodass die Musik stets über Bedeutungsklippen hinweg sich artikulieren musste. Dabei wird wahrnehmbar, dass die zunächst disparat gereihten Klangsentenzen zunehmend im Fortschreiten des ca. 40 minütigen Stücks ihre eigene Sprache zu sprechen beginnen. Die abstrahierten, kondensierten Klangembleme werden zu Bausteinen einer musikalischen Logik, die aber wiederum die Logik der Reihung in Porchias Buch aufzeigt, so wie man eine Landschaft in ihren Strukturen erst aus der räumlichen Distanz erkennen kann. „Voces Abandonadas“ ist das erste Stück in einer Reihe von Kompositionen, die sämtliche Sentenzen (ca. 1200) von Antonio Porchia in Musik übersetzen. Hier seien einige der Sentenzen angefügt:
(W.Z.)
„Wenn der Mensch Flügel hätte, würde er tiefer sinken.“
„Uns entglitten nicht so viele Dinge, wenn beim Entgleiten nicht andere kämen.“
„Die Jahre, die ich zu wenig lebte, und die Jahre, die ich zu viel lebte, ergeben zusammen… mein Alter.“
„Ich sehe nicht durch meine Augen, sondern durch andere Augen, die sahen.“
„Meine Vergangenheiten erwachen noch heute, aber meine Heute erwachen nicht mehr.“
„Der Mensch ist so gemacht, daß es ihm nicht möglich ist, gut zu sein, auch nicht, wenn er gut ist.“
„Die ältere Zeit löscht, was die jüngere Zeit schreibt.“
„Die Überreste überfüllter Wünsche überfüllten unsere Wünsche.“
„Wer sein kann, der er ist, wie wenig ist er für den, der nicht sein kann, wer er ist!“
„Die Seele der Dinge ist nicht die, die wir in die Dinge legen.“
„Das Ewige ist das Ergebnis vergänglicher Leben.“
„Uns als Gestürzte zu zeigen, ist nicht peinlich; peinlich ist zu zeigen, was uns zum Sturz bringt.“
„Es kann mehr beginnen, wer mehr vergisst.“
„Nach außen richtest du dir auf, was du dir nach innen vertiefst.“
„Der Mensch, wenn es sagt ‚der Mensch ist so’, sagt er nicht ‚ich bin so’“.
„Das Beste wollen wir von einem Morgen, immer, und es ist aus einem Gestern, immer.“
„Du hast mein Herz bezwungen, aber du musst noch deins bezwingen, um zu siegen.“
„Wer seine Augen den Sternen nähert, entfernt sich unendlich weit von seinen Augen.“
„Mir gegenüber verhielt sich das ganze Universum fehlerfrei, nur der Mensch nicht, mein Ebenbild.“
„Scheinbar gibt es ausserhalb von uns nur noch schlecht gemachte Nachahmungen von dem, was es in uns gibt.“
„Wenn das Oberflächliche mich ermüdet, ermüdet es mich so sehr, das ich einen Abgrund zum Ausruhen brauche.“
„Eine Sache ist, bevor sie vollendet wird, nur Lärm, und vollendet ist sie Stille.“
„Wir haben eine Welt für einen jeden. Aber wir haben nicht eine Welt für alle.“
„Gäbe es dieses ewige Suchen, wenn das gefundene existierte?“
„Wir nehmen die Leere wahr, indem wir sie füllen.“
„Geradeausgehen verkürzt die Entfernungen. Und auch das Leben.“
„In vollem Licht sind wir nicht einmal ein Schatten.“
„In eine erfüllte Seele passt alles, und in eine leere Seele passt nichts. Wer sieht das ein?“
„Und wenn es nichts gibt, das dem Gedanken gleicht, dann ist entweder der Gedanke nur Gedanke, oder der Gedanke ist alles.“
„Die Verurteilung eines Fehlers ist ein weiterer Fehler.“
„Ja, ich habe bereits alles gehört. Jetzt fehlt mir nur noch zu schweigen.“
Herstellerinformation:
Verlag Neue Musik GmbH
Grabbeallee 15, 13156 Berlin, DE
vnm@verlag.neue-musik.de