Wolfgang Heisig

23 Anke-Variationen für Blockflöte und Klavier (2022)

Besetzung: Blockflöte, Klavier
Blockflöte, Klavier
Partitur, Stimme
Mitgelieferte Stimme(n): Blockflöte, Klavier
Dauer (h:m:s): 00:25:00
Geheftet
Format: 23 x 31 cm
Seiten: 64
Gewicht: 253 g
Verlag Neue Musik / NM3693
ISMN: 9790203262589
ISBN: 9783733330606

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Anke, niederländisch-friesische Form von Anna, kommt, was die Buchstabenfolge betrifft, im deutschen Sprachgebrauch vermehrt vor. Anker, Franken, Gedanke, Pranke, Schranke, Tanker, bedanken, erkranken, ranken, wanken, zanken, usw. sind
Beispiele. Sobald die Beschäftigung mit dem Lied „Anke von Tharau“ einsetzt, ist man diesem Wortfindungsphänomen ausgesetzt.
Da die vorliegende Komposition nicht Buchstaben, sondern Töne variiert, gilt es, die zugrundeliegende Melodie näher zu betrachten. Es handelt sich um die erste Vertonung des 17strophigen Hochzeitsgedichts Trewe Lieb‘ ist jederzeit Zu
gehorsamen bereit resp. Anke van Tharaw von Simon Dach (1605-1659), die dessen Freund Heinrich Albert (1604-1651) schuf.
Die Melodie beginnt im Quintton, repetierend – und führt dann jeweils ebenfalls repetierend über Terz- und Grundton zum Abschlusston des ersten Abschnitts zwischen Grund- und Terzton. Dieser erste Melodieteil für sich genommen ließe
sich auch deuten, als beginne die Melodie mit dem oktavierten Grundton und ende auf dem Quintton. Die ausschließlich pentatonischen Intervalle dieses Abschnitts verstärken den mehrdeutigen Eindruck. Erst der zweite Melodieabschnitt bringt
Klarheit durch den kleinen Sekundschritt nach oben, der beim Terzton einsetzend zum Quintton führt, um dann abwärts wieder über den Terzton beim Grundton anzukommen.
Die Verschiedenartigkeit der beiden Melodieabschnitte könnte man mit „Frage“ und „Antwort“ deuten. Das kunstvolle daran? Das ist der begrenzte Tonraum von lediglich fünf Tönen, mit denen beide Melodieteile auskommen (beim beginnenden
Abschnitt sind es sogar nur vier). Die ersten sieben Töne beider Melodieabschnitte wären sogar kanontauglich (die restlichen Melodietöne, vier bzw. fünf Töne, würden Sekundreibungen ergeben, was auch einen eigenen Reiz hat).
Die 1642 erschienene erste Fassung dieses Liedes enthält Wiederholungszeichen nach jedem Melodieabschnitt. Diese bei 17 Strophen mitunter problematische Verfahrensweise könnte ein Hinweis darauf sein, dass dieses Hochzeitslied möglicherweise für den antiphonen Vortrag vorgesehen war, d.h. Vorsänger und Hochzeitsgesellschaft im Wechsel. Eine spätere Fassung für Singstimme und Lautenbegleitung erschien ohne Wiederholungszeichen.