Dieter Mack

Angin für Bläserorchester und 3 Schlagzeuger (1988, rev. 2003)

Besetzung: Bläser-Ensemble, Schlagzeuge (3)
Flöten (3) (Piccoloflöte (2), Alt-Flöte (2)), Oboen (2), Englischhorn, Klarinetten (3) (Bass-Klarinetten (2)), Alt-Saxophone (2), Tenor-Saxophone (2), Hörner (4), Trompeten (3), Posaunen (2), Bass-Posaune, Schlagzeuge (3)
Partitur
Dauer (h:m:s): 00:22:00
Spiralbindung
Format: 31 x 64 cm
Seiten: 52
Gewicht: 420 g
Verlag Neue Musik / NM2519
ISMN: 9790203231158
ISBN: 9783733317102

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Die Ausgangsidee zu „Angin“ liegt etwa vier Jahre vor dem eigentlichen Kompositionsprozess. Damals ging ich von der etwas utopischen Vorstellung eines dröhnenden Klangraums aus, der, neben seiner physiologischen Komponente, in sich selbst von verschiedenen, mäanderartigen Strömungen durchzogen wird.
Es erschien schon damals klar, dass diese singuläre Idee für sich genommen noch zu unverbindlich ist, beziehungsweise mehr einem Environment oder einer Installation gleich kommt. Andererseits dachte ich aber schon an bestimmte kompositionstechnische Verfahrensweisen, die auf eine wie auch immer zu gestaltende Art und Weise, physiologische Vorgänge wie zum Beispiel die Atmung der Spielerinnen und Spieler miteinbeziehen, um damit einem Gefühl des organischen „Schwingens“ näher zu kommen. Aus mehrfachen Gründen fand ich mich erst vier Jahre später in der Lage, solch eine Problematik kompositorisch in der vorliegenden Form umzusetzen. Die Ausgangsidee selbst hört man noch ansatzweise ab Buchstabe I.

In meinen Arbeiten seit ca. 1987 spielen besonders kolotomische Aspekte eine immer wichtigere Rolle. Man versteht darunter die Markierung der strukturellen Gliederung eines musikalischen Verlaufs. Es sei nicht bestritten, dass dieses Interesse durch die Spiel- und Hörerfahrung mit balinesischer, javanischer und sundanesischer Musik in mein Blickfeld rückte. Zumindest wurde mir für meine eigene Arbeit deutlich, dass eine eher statische Aneinanderreihung von Formteilen durch eine übergeordnete Kolotomie auf verschiedenen Ebenen eine eigene Schlüssigkeit erhalten kann. Theoretisch könnte es dazu kommen, dass diese Kolotomie der eigentliche „Dirigent“ des Stücks wird. Dies setzt aber unter anderem eine Art von „organischer Atmung“ dieses kolotomischen Rahmens voraus, wie ich es in den Takten 8 bis 17 versucht habe zu komponieren.

Es liegt auf der Hand, dass bei diesen Vorstellungen eine spezielle Art des Zusammenspiels und der gegenseitigen Reaktion (Aufmerksamkeit) nötig ist. Teilweise wird dieser Prozess durch notationstechnische Verfahren suggeriert, teilweise aber müssen diese Interaktionen im Erarbeitungsprozess selbst entstehen. Das Stück erfordert somit von den Spielerinnen und Spielern eine echte Bereitschaft , sich auf dieses „Ritual“ einzulassen. Nur dann kann für ihn/sie selbst und das Publikum eine entsprechende Atmosphäre entstehen.

Es dürfte nach den bisherigen Ausführungen verständlich sein, dass eine Taktnotation der Idee meiner Musik eigentlich zuwider läuft , außer die Taktierung entspräche realen Phraseneinheiten. Die vorhandene Taktierung ist insofern eine Kompromisslösung.