Beschreibung

Die drei Stücke für Kontrabass solo können auch als drei Studien oder gar Etüden
für das wunderbare Instrument gelesen werden. Übungen, im geistigen und
körperlichen Sinn. So exponiert das erste Stück verschiedene „Gesten der Linie“, die
im dritten Stück zu e i n e r Geste, der des Glissandos, des Sturzes in die Tiefe, verengt
werden. In der Mitte steht – quasi exterritorial – ein Satz, in dem das intrinsische
Klingen des Instruments selbst zum Ausdruck gebracht wird – eine Obertonmusik,
fast dem interpretatorischen Wollen entzogen (aber desto mehr angewiesen auf
ein herausragendes interpretatorisches Können) und nur der Eigenresonanz des
Instruments überantwortet. Vertikale und Horizontale berühren sich.
Der Titel Flucht ist in mehreren Dimensionen musikalisch lesbar. Zunächst als eine
Perspektive des Klingens überhaupt, dann als expressive und strenge Form (fuga) und
zuletzt als Konkretisierung einer intensiven psycho-physischen Bewegungsenergie,
die bis an die Grenze der Kontrollierbarkeit drängt.
Gewidmet ist Flucht in Freundschaft und großer Dankbarkeit dem Kontrabassisten
Frank Reinecke.

Nikolaus Brass, August 2025