Thomas Buchholz

Goldberg-Intermezzi für vier gemischte Vokalstimmen (SATB) (2023-24)

Neun Vokalisen
Besetzung: Vokalensemble
Sopran, Alt, Tenor, Bass
Spielpartituren (4)
Mitgelieferte Stimme(n): Sopran, Alt, Tenor, Bass
Dauer (h:m:s): 00:15:40
Geheftet
Format: 21 x 29,7 cm
Seiten: 128
Gewicht: 416 g
Verlag Neue Musik / NM4088
ISMN: 9790203267805
ISBN: 9783733333386

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ZUVOR
Während meines Studiums bei Ruth Zechlin gehörten die Goldberg-Variationen zum Standard, nicht nur auf dem Cembalo, sondern auch in der Meisterklasse Komposition. Seit dieser Zeit geriet das Werk nie ganz aus meinem Blick. Im Rahmen des KlangArt-Festivals in Sachsen-Anhalt gab es dann eine Gelegenheit, mich dem Bachschen Werk kompositorisch zu nähern. Trotz dieser Einbindung in ein Konzertprojekt, ist dieser Vokalzyklus als musikalischer Kommentar eine durchaus eigenständige Komposition.
Die Form der Vokalise wählte ich als bewusste Setzung und dem Verzicht auf eine semantische Ebene, die über musikalische Bezüge hinausgeht. Ursprünglich waren Vokalisen in den Gesangsschulen des italienischen Belcanto in großer Zahl beliebt. Aus dem Solmisieren entstanden, benutzte man im 18. Jahrhundert bekannte Liedkompositionen, die auf verschiedene Vokale zu singen waren. Daraus folgend entstanden auch eigenständige Kompositionen, deren Herstellung jedoch eher eine pädagogische Überlegung als ein künstlerischer Schöpfungsakt war. Bis heute bedient man sich in der klassischen sängerischen Ausbildung solcher Vokalisen von Giuseppe Concone (1801–1861) und anderen Komponisten, die heutzutage als Conconen bezeichnet werden. Im
19. Jahrhundert komponierten Persönlichkeiten wie Anton Grigorjewitsch Rubinstein (1829-1894) oder Sergei Wassiljewitsch Rachmaninow (1873-1943) Vokalisen, die alles andere als reine Übungsstücke waren – vergleichbar etwa mit den Klavieretüden Chopins, die sich auch nicht auf Übungszwecke fokussieren sondern Konzertwerke sind.
Vielmehr brachte die Entwicklung der Vokalise sogar Konzerte für Sopran und Orchester hervor (Reinhold Glière, 1875–1956, op. 82, 1943). Wortlose Singstimmen wurden im Chorsatz Bestandteil
des Sinfonieorchesters in bedeutenden Werken wie Claude Debussys Trois Nocturnes von 1900 oder Maurice Ravels Daphnis et Chloë von 1912.
Bach ordnet seine Variationen in eine Folge von komplexen zyklischen Werken ein, die er Clavierübung nennt. Die Goldberg-Variationen bilden den IV. Teil der Clavierübung. Clavier bedeutet hier allgemein Tasteninstrument. Schließlich ist der III. Teil ein großes zyklisches Orgelwerk. Der Originaltitel lautet: Clavier Ubung bestehend in einer ARIA mit verschiedenen Verænderungen vors Clavicimbal mit 2 Manualen.

Meine Neun Vokalisen entstanden in der Absicht, kurze, jedoch technisch durchaus anspruchsvolle, aber auch unterhaltsame Stücke zu schreiben. Im Prinzip könnte ich das auch als Gesangs- und Intonationsübung deklarieren. Die Stücke, in denen die Singstimme allein den Bezug zur musikalischen Aussage entfalten kann und nicht der Semantik eines Textes untergeordnet ist, stehen in jeweils konkretem Bezug zu einer der Goldberg-Variationen.

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