In der Entstehungszeit von SPYR beschäftigten mich das Schwalbenbuch und die Briefe aus dem Gefängnis von Ernst Toller sowie eine Aufnahme der Turmgedichte (Hölderlin) von Christian Reiner.
In den Schriften von Toller beeindruckten mich die ungebrochene Kraft seines Geistes, der hohe Grad von Berührbarkeit und Sensibilität, die er sich trotz jahrelanger Haft und der Enge seiner Zelle bewahrte. Beim Hören der Turmgedichte in der Interpretation von Christian Reiner faszinierte mich der Raum, den er der Stille zwischen den Worten einräumte, sein sich den Schwingungen der Gedichte Aussetzen, bis der Klang in sich selbst ruhend, seine Wirkung entfaltet. Analog zu diesen beiden Inspirationsquellen besteht SPYR aus zwei Teilen:

1) Seiten 1-3, bis auf die letzte Zeile:
lauter große Töne, wo jeder sein eigenes Ganzes ist (Hölderlin)
2) Seite 3, die letzte Zeile:
eine Existenz zwischen Monotonie und Aufblühen (Toller)

Auch der Titel umfasst diese beiden Ausgangspunkte: Turmgedichte und Schwalbenbuch verbinden sich zu Turmschwalben, umgangssprachlich für Mauersegler. Mauersegler werden im schweizerischen/tirolerischen Dialekt als Spyre bezeichnet.

Ruth Wiesenfeld