Helmut Barbe

Suite für Englischhorn (oder Fagott, Altklarinette oder Altsaxophon) und Akkordeon (2016)

Besetzung: Englischhorn, Fagott, Alt-Klarinette, Akkordeon
Partitur, Stimmensatz (3)
Mitgelieferte Stimme(n): Englischhorn, Fagott, Alt-Klarinette, Akkordeon
Dauer (h:m:s): 00:08:00
Geheftet
Format: 21 x 29,7 cm
Seiten: 40
Gewicht: 140 g
Verlag Neue Musik / NM2694
ISMN: 9790203233602
ISBN: 9783733319175

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Helmut Barbes Suite ist ein Paradebeispiel für seinen sparsamen, dabei jedoch grandios zwingenden Umgang mit Tönen. Der musikalische Gusto des Vergangenen, Verblichenen, in uns aber weiter Wirkenden wird kraft einer Brücke aus quasi impressionistischer Harmonisierung und eigentümlich- originärer Wendung zu neuem Leben erweckt. Mediantisches Beziehungsspiel und Quint-Essenzen verleihen tragisch-melancholischen Melodien, die auf modal anmutenden Tonleitern beruhen – zwar singbar, dennoch aber schwer nachsingbar sind – eine immense Tragweite. Jeder Schritt fühlt sich zwangsläufig, erforderlich, wesentlich und herzlich an.

Die Musik offenbart eine tiefe Durchdringung und Akkumulation von Traditionen und eine höchst bewundernswerte Begabung im Umgang mit Harmonien. Tonalität ist im Kern stets immanent, wird aber in transformierter Form eingesetzt. Dabei webt Barbe eine faszinierende Zwischenwelt von Dur-Moll, von klar und schwebend, von erschauernd und erhebend. Seine Musik ist zutiefst menschlich und voller Liebe zum Detail. Ein wenig etwa wie bei Gabriel Fauré braucht er melodisch keine Ohrwürmer und nur wenig Tonmaterial. So genügen ihm für eine eindringlich sprechende
Canzona, für ein hinreißendes Siciliano, einen schaurig-schönen minimalistischen Choral subtile Rhythmisierungen und Instrumentierungen, und die Textur weist ein beeindruckendes Gefühl für changierende Akkorde und von ihnen ausgelöste Szenenwechsel aus.

Zur Provenienz des Chorals schreibt Barbe folgendes:
Der Choral hat übrigens folgende Geschichte: ursprünglich ein Volkslied/Ballade „Es ist nit lang, dass es geschah, dass man den Lindenschmied reiten sah auf einem stolzen Rosse….“(15.Jhd.) …geht übrigens mit vielen Toten ganz schlimm aus, danach geistlich „Kommt her zu mir, spricht Gottes Sohn…“(1500). Ist doch eine wunderschöne Melodie!
Große kleine Musik das alles!

Mit der Besetzungswahl füllt Barbe in der existierenden Kammermusik mit Akkordeon durch die Suite dankenswert erneut eine noch immer klaffende Lücke.

Gerhard Scherer