Umwege – das ist für einen modernen Japaner ein Unwort. Es wird allgemein Wert auf Effizienz und frühe Erfolge gelegt. Auch ich habe das so gelernt. Doch mein weiteres Leben bestand dann vorwiegend aus Umwegen. Aber nach Robert Walser findet man das richtige Leben eben nur auf einem Umweg.

So frage ich mich zum Beispiel oft, warum ich komponiere. Allein das scheint mir schon ein Beweis dafür, dass ich mein Leben ständig auf Umwege führe. Es wird mir aber auch von außen nahegelegt. Zwischen Geburt und Tod sollte man seine Zeit doch sinnvoller und besser verbringen als mit dem Komponieren neuer Musik. Und wenn schon, dann sollte ich die Musiker nicht die Saiten der Gitarre kratzen oder auf den Korpus des Cello klopfen lassen, sondern sie dazu anhalten, schöne, wohltuende Klänge hervorzurufen.

Diese weit verbreitete Ansicht stimmt aber nicht. Die Freude, ans Ziel zu gelangen, wird größer, wenn dieses Ziel nicht allzu nahe ist. Allerdings dienen meine Umwege nicht etwa dazu, das Glück am Lebensende zu vergrößern, sondern um jedem Kompromiss aus dem Weg zu gehen. Um einen schönen Klang zu erreichen, sind Umwege oft unumgänglich. Gute Musik braucht die Spannung zwischen gewöhnlichen und ungewöhnlichen Klängen. Der Umweg ist das Ziel.

Mayako Kubo