Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wirkte der Missionar Johann Gottlieb Christaller in der Basler Mission an der Goldküste Westafrikas. Angetan von der Kultur der einheimischen Bevölkerung lernte er ihre Sprachen und eignete sich mit der Zeit ein ganzes Sammelsurium an Sinnsprüchen an; Lebensweisheiten, die in knapper aber poetischer Form Einsichten vermitteln. Ein Bonmot dieser Sammlung, das es mir besonders angetan hat, ist „Von Zeit zu Zeit frisst das Krokodil einen Stein“ und bedeutet sinngemäß, dass nicht immer alles so läuft , wie man es gerne hätte. Für einen Missionar wohl eine allgegenwärtige Erfahrung.
„Von Zeit zu Zeit frisst das Krokodil einen Stein“ ist die erste Komposition einer Serie von Werken, die auf die Afrikanische Musik ausgerichtet ist. Pentatonik, hier aus instrumententechnischen Gründen in temperierter Stimmung, in all ihren Umkehrungen und Variationen bilden das tonale Grundmaterial. Eingearbeitet sind Themenfragmente indigener afrikanischer Musik. Die rhythmische Grundlage bildet ein durchgehender Puls, der entweder binär oder ternär empfunden wird. Mittels Phrasierungen, hauptsächlich in 5-, 7- und 9-Gruppierungen, entsteht der vermeintliche Eindruck verschiedener Metren. Das Verfremden und Verdichten der melodischen wie auch der rhythmischen Elemente führt zu einem exzentrischen Höhepunkt, dem ein anderes afrikanisches Sprichwort zu Grunde liegt: „Wenn zwei Elefanten streiten, leidet das Gras“. Das Gras ist in diesem Kontext die rhythmische Struktur der Basslinie, die unter den Eskapaden von Vibraphon und rechter Hand des Klaviers arg gebeutelt wird.
Danach hat das Krokodil den Stein gefressen, die Elefanten haben sich beruhigt und mit dem Epilog kehrt wieder Frieden ein.