Während die Erste Sonate für Klavier (1948) in der Diatonik verwurzelt ist, weist die Zweite Sonate hier und da Charakteristika der Zwölftonmusik auf. Alle hier angewendeten Reihen werden aus der Ursprungsreihe gewonnen. Das Spielerische wird aber nicht vernachlässigt.
Die ersten vier Takte des Kopfsatzes umfassen alle zwölf Töne der chromatischen Tonleiter. Es handelt sich jedoch nicht um strenge Dodekaphonie, wenn auch immer wieder Elemente dieser Kompositionstechnik angewendet werden.
So ist auch das Bassmodell des zweiten Satzes (Passacaglia) eine Zwölftonreihe, über der sich die Variationen frei entwickeln.
Der Beginn des dritten Satzes, der einer Giga (Gigue) ähnelt, beruht ebenfalls auf einer Zwölftonreihe. Im Agitato-Teil (ab Takt 50) erscheint das Passacaglia-Bass-Thema aus dem zweiten Satz jetzt im 6/8-Takt als basso ostinato. Die Tonsprache beruhigt sich zunächst (ab Takt 96), wird aber schließlich in einer furiosen Stretta rasant zum Ende geführt.

Herbert Baumann