Unleugbar ist, dass Feininger musikalische Formgedanken in die Bildkunst einführt und transformiert, man denke nur an den großen Variationenzyklus zum Thema Gelmeroda, an die zahlreichen Motive aus anderen Thüringer Dörfern, die einer gigantischen Metamorphose unterworfen werden, an die Scherzi der “Zitterbilder”, oder an die Dominanzfarben, die an den Einsatz der Blechbläser im sinfonischen Orchester erinnern. Nun lag der Gedanke nahe, andererseits die vom Maler entwickelten und ausgeformten bildspezifischen Gestaltungselemente in den Bereich der Musik zu transponieren. Dazu gehören das Auffächern realer Vor-Bilder in Liniensysteme, Drei- und Vierecke, das Wiederzusammenfügen in neuer Gestalt, die “Kristallisation” auf einer höheren, poetischen Ebene, die Arbeit mit Farbe und Rhythmus als Strukturelementen. Der vorliegende Klavierzyklus ist das Resultat jahrelanger analytischer und emotionaler Auseinandersetzung des Komponisten Kurt Dietmar Richter mit dem Bildwerk Lyonel Feiningers.