Hommage an Karlrobert Kreiten für Klavier (2017)

4 Klavierstücke von Christian Banasik, Oskar Gottlieb Blarr, Thomas Blomenkamp und Philipp Lojak
Besetzung: Klaviere
Klavier
Geheftet
Format: 21 x 29,7 cm
Seiten: 23
Gewicht: 100 g
Edition Gravis / EG2489
ISMN: 9790205723248

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Erinnern bedeutet, dem Gedenken eine Stimme zu verleihen.
Karlrobert Kreiten zum 100. Geburtstag

Die größte Bedrohung der Identität ist das Vergessen. Nirgendwo wird dies deutlicher als im Moment des Erinnerns: Wer sich erinnert, setzt sich augenblicklich mit der Vergangenheit in eine direkte Beziehung. Der Blick zurück bezieht sich dabei immer auf die eigene Erfahrung. Ein aufgeklärter Umgang mit der Geschichte setzt ein emotional aufmerksames Verhältnis zu Gegenwart wie Vergangenheit voraus. Eng mit der Erinnerung verwandt ist das Gedenken: Beide können zu einem Kompass für die Gestaltung der Zukunft werden. Erinnerung ermöglicht Zukunft. Wer sich erinnert, übernimmt Verantwortung: Erinnern bedeutet, dem Gedenken eine Stimme zu verleihen.

Diese Publikation erinnert an den im Alter von nur 27 Jahren von den Nationalsozialisten ermordeten Pianisten Karlrobert Kreiten. Anlässlich der 100. Wiederkehr seines Geburtstags fand am 26. Juni 2016 im Ibach-Saal des Stadtmuseums Düsseldorf ein Gedenkkonzert statt, bei dem zahlreiche historische Tonaufnahmen Kreitens aus den 30er- und 40er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts vorgestellt wurden. Darunter befanden sich auch einige bislang völlig unbekannte, neu aufgefundene Einspielungen, die ich erst kurz zuvor bei eigenen Recherchen überraschenderweise hatte ausfindig machen können. Sie sind inzwischen auf CD erschienen und ermöglichen eine unmittelbare Begegnung mit einem ebenso hochsensibel wie virtuos-kühn gestaltenden Pianisten.

Dass man sich eines Musikers zunächst anhand seiner Aufnahmen erinnert, erscheint selbstverständlich. Lebendige Erinnerung ist aber immer auch eine Form der aktiven Begegnung. Darum erschien es mir ebenso notwendig wie selbstverständlich, zu diesem Anlass neben der Präsentation der faszinierenden historischen Tondokumente auch eine
musikalische Verbindungslinie in die unmittelbare Gegenwart zu ziehen – und damit auch auf aktueller Ebene die Notwendigkeit einer Auseinandersetzung mit der Vergangenheit deutlich zu machen. Ich bin sehr froh, dass sich Christian Banasik, Thomas Blomenkamp und Philipp Lojak spontan bereit erklärt haben, sich kompositorisch mit der Erinnerung an Karlrobert Kreiten auseinanderzusetzen. Ihre sehr persönlich gestalteten Hommage-Klavierstücke
gelangten im Gedenkkonzert als eigenständig kommentierende Zwischenrufe zu Kreitens Tonaufnahmen zur Uraufführung. Gemeinsam mit einem bereits früher entstandenen Klavierstück Oskar Gottlieb Blarrs liegen sie in diesem Album gesammelt vor und dokumentieren auf ihre Weise die Verpflichtung zum Nachdenken über die Notwendigkeit
einer geistesgegenwärtigen Kultur des Erinnerns.