Im gleichnamigen Gedicht von T. S. Eliot ist das Problem vom Mythos der Unfruchtbarkeit, von Parzivals Suche nach dem Gral, thematisiert. Die Musik tritt allmählich aus anfänglichen Luft- und Windgeräuschen heraus. Erstmals erklingt ein signifikanter Cluster-Akkord, der hier und in weiterer Folge dem Bild vom Ödland, vom toten Land („…Öd und leer
das Meer…“) entspricht. Einer weiteren Gedichtzeile entsprechend („… ein Haufen zerbrochener Bilder…“), tauchen im ersten Teil der zweiteiligen Komposition wechselnde Bilder musikalischer Landschaften auf. Passagen des Gedichts werden für die Komposition formprägend.
Der erste Teil ist überwiegend in ruhiger, dunkel – depressiver Stimmung gehalten, zwischendurch erklingen aber Ausbrüche. Der zweite Teil, in den nahtlos übergegangen wird, greift das Bild der schönen, liliengleichen, im
Wasser treibenden Leiche Ophelias aus Arthur Rimbauds Gedicht Ophélie auf: „So, weisses Traumbild, länger schon als tausend Jahre / Ophelia auf dem schwarzen Wasser traurig zieht; / Ihr sanft verstörter Geist, schon mehr als tausend Jahr, / singt leis im Abendhauche sein romantisch Lied. / Der Wind küsst ihre Brust und bauscht des Schleiers Seide / Wie eine Dolde auf, vom Wasser sanft gewiegt…“
Auch im zweiten Teil löst die Musik immer wieder Gedichtstellen in klangliche Metaphern auf. So ist zum Beispiel das Halali der Jäger angedeutet. Aus einem „Abgesang auf Ophelias zerbrochenes Kinderherz“ entwickelt sich allmählich ein Trauermarsch (Partiturangabe:“wie ein Conduct“), der zu einem Inferno gesteigert wird. Aus Glissandopassagen
der Streicher lässt sich das manische Heulen der Ophelia heraushören. Schließlich halten Fermaten die Musik auf, diese sinkt zurück in athmosphärische Klänge und vermittelt den Eindruck von Zeit, die langsam, ohne Hoffnung, abspult und sich langsam auflöst. Es gibt keinen Anfang und kein Ende mehr. Was bleibt, sind Geräusche der Nacht und
des Windes.
(Rainer Lepuschitz)
27,00 €
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